Stylus Studio 2008

(Auszug aus "XSLT 2.0 & XPath 2.0" von Frank Bongers)

Das Stylus Studio zählt zu den seit Jahren eingeführten und unter Windows einsetzbaren integrierten Entwicklungsumgebungen für XML/XSLT. Eine auf sieben Tage (eine Verlängerung um weitere 15 Tage ist auf Anfrage problemlos möglich) begrenzte Evaluierungsversion steht zum Download zur Verfügung (Größe der Download-Datei ca. 65 MB). Ehemals von der Firma eXcelon entwickelt, wurde Stylus Studio anschließend von Sonic Software betreut und ist inzwischen in die Produktpalette von DataDirect Technologies integriert. Aktuell ist die Version Stylus Studio 2008 (mittlerweile Stylus Studio X15 Release 2, Stand Juli 2014).

Stylus Studio 2008 steht in drei unterschiedlich mächtigen Versionen zur Verfügung: der preisgünstigen Home Suite (die auf einige Features, wie beispielsweise Grid-View und XQuery verzichtet), der Professional Suite sowie der umfassenden Enterprise Suite, die als einzige über einen bereits integrierten und lizensierten Saxon-SA-Prozessor verfügt.

Eigenschaften

Stylus Studio bietet verschiedene Möglichkeiten, XSLT-Stylesheets zu entwickeln und zu debuggen. Hierfür stehen Editoren und visuell orientierte Tools zum Debugging von XSLT-, Java-, JavaServerPages- und XQuery-Anwendungen zur Verfügung. Die aktuelle Version 2008 unterstützt XQuery Editing und Debugging gemäß der W3C XQuery-Spezifikation vom Mai 2003 sowie Webservice-Entwicklung.

Das Stylus Studio umfasst folgende Funktionsmodule:

  • XML-Editor
  • XSLT-Stylesheet-Editor
  • WYSIWYG-HTML-Editor
  • XML-to-XML-Mapper
  • XSLT-Stylesheet- und Java-Debugger
  • DTD-Editor
  • XML Schema-Editor

Der XML-Editor

Das Erstellen oder Bearbeiten von XML-Dokumenten mit dem Stylus Studio ist einfach. Bei der Neuerstellung finden Sie bereits eine rudimentäre XML-Deklaration vor – sonst allerdings nichts. Der Editor startet automatisch im Quelltextmodus, der das Editieren in herkömmlicher Texteditor-Manier gestattet, wobei die Übersicht durch ein Farb-Highlighting erleichtert wird. Ein intelligenter Ergänzungsmodus schließt automatisch offene Tag-Container. Das Einrücken verschachtelter Elemente ist ebenfalls auf Knopfdruck möglich.

Der XML-Editor besitzt noch weitere Darstellungs- und Bearbeitungsmodi, zwischen denen über eine Reihe von Reitern am unteren Fensterrand umgeschaltet werden kann. Neben der Quelltextansicht kann ein XML-Dokument auch in einer Baumansicht (Tree view) oder einer Spreadsheetansicht (Grid view) betrachtet werden. In allen diesen Ansichten können das XML-Dokument bearbeitet und Inhalte bzw. Elemente sowie Attribute hinzugefügt werden. Die einzelnen Ansichten sind dabei unterschiedlich spezialisiert. So ist in der Baumansicht das Einfügen beliebiger Knotentypen per Button möglich, in der Grid view geschieht Ähnliches mithilfe von Formularfeldern.

Stylus Studio 2008 – Arbeitsbereich

Abbildung: Stylus Studio 2008 – Arbeitsbereich

Der letzte Ansichtsmodus öffnet ein mit dem bearbeiteten Dokument assoziiertes Schema. Existiert kein solches – und auch keine DTD –, so bietet der Editor die wahlweise Erstellung eines Schemas oder einer internen oder externen DTD an. Haben Sie sich für eine externe DTD oder die Erzeugung einer Schema-Datei entschieden, so wird die Datei anhand der Struktur des bearbeiteten XML-Dokuments unter dem hier zu vergebenden Dateinamen erzeugt. Die DTD bzw. das Schema gilt jetzt als mit dem XML-Dokument assoziiert. Die Schema-Ansicht zeigt ein Baumdiagramm des assoziierten Schemas, das an dieser Stelle allerdings nicht editiert werden kann.

Das XML-Dokument kann gegenüber einem assoziierten Schema validiert werden. Ist die Validierung erfolgreich, so erfolgt eine einfache Meldung per Alert-Box. Im Fall von Fehlern wird dagegen eine detaillierte Beschreibung in einem dann geöffneten Output-Fenster dargestellt. Das Output-Fenster kann auf Wunsch auch über das View-Menü geöffnet werden.

Der XSLT-Editor

Für die Neuerstellung von XSLT-Stylesheets sind drei Möglichkeiten vorgesehen, die sich anhand ihres gewünschten Outputs unterscheiden:

  • unspezifiziert
  • XML nach HTML
  • XML nach XML

Das neue XSLT-Stylesheet muss in ein sogenanntes Szenario eingegliedert werden, in dem ein XML-Quelldokument, ein gewünschtes Zieldokument und bestimmte Eigenschaften des XSLT-Stylesheets selbst festgelegt werden können. Ein solches Szenario kann jeweils einer Vorschau der Wirkung des Stylesheets gleichgesetzt werden. Innerhalb eines Szenarios können Parameterwerte festgelegt werden, die das Stylesheet zur Laufzeit erhalten soll. Hiermit kann eine Produktionsumgebung simuliert werden, die eine Übergabe von Werten erlaubt. Ein und dasselbe Stylesheet kann dabei beliebig vielen unterschiedlichen Szenarien zugeordnet werden, die es ermöglichen, sowohl das zugrunde gelegte Quelldokument als auch übergebene Parameterwerte zu variieren, ohne dabei das Stylesheet selbst modifizieren zu müssen.

Ebenfalls pro Szenario möglich ist die Wahl eines für die Erzeugung der Voransicht zuständigen XSLT-Prozessors. Hier können Sie sich zwischen dem eingebauten Stylus-XSLT-Prozessor, Xalan, Saxon oder MSXML entscheiden. Letzterer auch in .NET-Version, falls das entsprechende Framework auf dem Rechner installiert ist. Szenarien können benannt und abgespeichert werden, um sie für eine spätere Wiederverwendung oder als Grundlage für neu zu erstellende Szenarien zur Hand zu haben.

Stylus Studio 2008 – Wahl des XSLT-Prozessors für ein Szenario

Abbildung: Stylus Studio 2008 – Wahl des XSLT-Prozessors für ein Szenario

Durch Doppelklick auf den gewünschten Zielknoten im Baumdiagramm des Quelldokuments können Templates mit entsprechendem match-Attribut erzeugt werden. Analog können durch Drag and Drop XSLT-Instruktionen oder XPath-Ausdrücke eingefügt werden, die auf ausgewählte Knoten zielen.

Im Modus »XML nach HTML« steht ein WYSIWYG-Editor (als Mapper bezeichnet) zur Verfügung, in dem sich die gewünschte HTML-Präsentation erzeugen lässt. Aus einer Baumdarstellung des Quelldokuments lassen sich die Inhalte von Knoten per Drag and Drop in den Stylesheet-Editor ziehen, der den entsprechenden XSLT-Quellcode erzeugt. Das so erzeugte Stylesheet ist im Quelltextmodus auch direkt editierbar; das Transformationsergebnis ist stets im Ergebnisfenster darstellbar.

Die Unterstützung von XSLT 2.0 ist in Stylus Studio vollständig implementiert, wobei für die eingebauten Prozessoren auch ein Debugging-Modus vorgesehen ist. Ein externer Prozessor kann ebenfalls in ein Stylus-Szenario eingebunden werden. Geopfert werden in diesem Fall jedoch die Möglichkeiten des Debuggings sowie auch das Stylus-eigene Feature des »Backmappings«.

Stylus Studio 2008 – Backmapping aus dem Transformationsergebnis

Abbildung: Stylus Studio 2008 – Backmapping aus dem Transformationsergebnis

Fazit

Stylus Studio ist eine umfassende, moderne Entwicklungsumgebung, die keinen Aspekt der Arbeit mit XML, XML Schema und XSLT außer Acht lässt. Interessant ist die Unterstützung von XPath 2.0 und die visuelle Drag-and-Drop-Erstellung von Stylesheets mithilfe des Stylesheet-Mappers. Zu erwähnen ist außerdem die Option, unmittelbar aus Stylus eine Abfrage einer relationalen Datenbank vorzunehmen, deren Ergebnis als XML dargestellt und verarbeitet werden kann.

Programmdaten

  • Download/Herstellerkontakt: www.stylusstudio.com
  • Plattform: Windows
  • XSLT-Prozessor(en): Stylus-XSLT-Prozessor, Xalan, Saxon 6, Saxon 9, MSXML
  • Externe Prozessoren: als Option, ohne Debugging
  • Sprachversion: Englisch
  • Manual/Hilfe: Englisch, sehr ausführlich
  • Status: kommerziell, Evaluierungsversion verfügbar

  

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Tipp der data2type-Redaktion:
Zum Thema XSLT bieten wir auch folgende Schulungen zur Vertiefung und professionellen Fortbildung an:

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