Altova XMLSpy 2008

(Auszug aus "XSLT 2.0 & XPath 2.0" von Frank Bongers)

Die neue Version XMLSpy 2008 (mittlerweile Altova XMLSpy 2014, Stand Juli 2014) ist der Nachfolger von XMLSpy 2007, der durch Integration des von Altova entwickelten XSLT 2.0-Prozessors bereits die volle Unterstützung von XSLT 2.0 und XQuery bot. In der neuen Version 2008 ist erstmals eine schemabezogene Verarbeitung standardmäßig möglich. Der neue XSLT-Prozessor aus der bereits vorgestellten Suite AltovaXML ist vollständig schema-senitiv. Nach wie vor im Paket enthalten ist das Programm Stylesheet Designer, das auch separat nutzbar ist und die Erstellung von XSLT-Stylesheets mittels Drag and Drop ermöglicht.

XMLSpy 2008 – Arbeitsumgebung

Abbildung: XMLSpy 2008 – Arbeitsumgebung

Das Programm ist, wie bei Altova inzwischen Tradition, in zwei Versionen erhältlich, der Professional Edition, die bereits alle Aspekte von XML, XSLT und XML Schema-Entwicklung abdeckt, und der Enterprise Edition, die das umfassendste Paket darstellt und der Feature-Liste noch Entwicklungsmöglichkeiten für Webservices durch WSDL-Support, Unterstützung von Datenbanken sowie XSL-FO-Integration und Profiler für XSLT und XQuery hinzufügt.

Allen beiden Editionen gemeinsam ist die Möglichkeit, Drittanbieterprodukte zu integrieren, wozu unter anderem der Apache-FOP-Prozessor oder eine Anbindung an die .NET-Entwicklungsumgebung oder auch Eclipse zählen.

Eigenschaften

Die Arbeitsoberfläche von XMLSpy 2008 ist sehr weitgehend konfigurierbar, besonders die Menüs können allen Aufgaben individuell angepasst werden. Ein nicht zu kleiner Bildschirm ist anzuraten. Beim Einblenden vieler Module geht die Übersichtlichkeit sonst schnell verloren; immerhin identifizieren die zahlreichen Icons ihre Aufgaben jeweils durch Tooltips. Die Icon-Module können an beliebigen Positionen im Fenster angedockt oder aber als frei schwebende Minifenster eingesetzt werden. Aktuell nicht verwendbare Befehle und Icons sind ausgegraut.

Projektorientierung

XMLSpy arbeitet projektorientiert, wobei alle Projekte benannt und weitere projekt-relevante Informationen in Zusammenhang mit diesem gespeichert werden können. Die Erstellung von Dokumenten wird durch entsprechende anwählbare Vorlagen erleichtert. Ein mit einer Vorlage erstelltes Dokument enthält beispielsweise bereits die erforderlichen Deklarationen, Namensräume, Wurzelelemente oder auch Verweise auf eine zugehörige DTD oder ein Schema. Vorlagen können erweitert bzw. verändert werden; ebenso ist es möglich, selbst erstellte Vorlagen dem Pool hinzuzufügen.

Für ein Projekt wird jeweils ein virtueller Projektordner erstellt. Alle dem Projekt zugewiesenen Dateien werden nach Typ (XML, XSL, HTML, CSS, DTD/Schema und Entities) in Unterordnern gruppiert. Es ist hierfür nicht erforderlich, dass sich alle an einem Projekt beteiligten Dateien im gleichen Festplattenverzeichnis befinden. Im Rahmen jedes Projekts sind als »Project Properties« bezeichnete individuelle Konfigurationen zur Transformation oder Validierung von Dokumenten festlegbar.

Bearbeitung von Dokumenten

Es können mehrere Dokumente eines Projekts gleichzeitig zum Bearbeiten geöffnet sein, für die jeweils (je nach Dokumenttyp) bis zu fünf unterschiedliche Ansichten zur Verfügung stehen und die verschiedene Editiermöglichkeiten entsprechend den gewünschten Arbeitsmethoden bieten. In allen Ansichten steht uneingeschränktes Undo/Redo zur Verfügung.

XMLSpy 2008 – Arbeitsbereich (Grid view)

Abbildung: XMLSpy 2008 – Arbeitsbereich (Grid view)

Wie zu erwarten, existiert eine Quelltextansicht (Text view) mit den üblichen Features wie Code-Highlighting, Auto-vervollständigen, kontextsensitive Syntaxhilfe und mehr. Alternativ ist eine sogenannte Grid view vorhanden, die ebenfalls das Editieren aller Werte und dabei das Aus- und Einklappen der Container ermöglicht. Anhand einer vorliegenden DTD oder eines Schemas wird hier beim Einfügen eines neuen Elements oder Attributs in das Dokument unmittelbar eine Dropdown-Liste aller an dieser Stelle gestatteten Objekte angezeigt. Für Schemata steht eine Schema-Ansicht zur Verfügung; die sogenannte Authentic View wendet auf ein XML-Dokument zur Browseransicht ein Stylesheet an und ermöglicht somit eine ergebnisorientierte Bearbeitung.

Debugging von Stylesheets

Zum Testen eines Stylesheets kann über XSL | Start Debugger (oder Alt + F11) ein Debugging-Vorgang eingeleitet werden, der ein schrittweises Abarbeiten ermöglicht. Hierbei werden Quelldokument, Stylesheet und Ergebnis gleichzeitig dargestellt. Zusätzlich können die Position in der Stack-Hierarchie sowie der jeweils aktuelle Kontext in weiteren Fenstern überwacht werden.

Ungewöhnlich ist: An Stellen, wo eingebaute Default-Templates aufgerufen werden, werden auch diese explizit eingeblendet und so in die Schrittfolge einbezogen. (Dieses Feature ist in den Debugging-Voreinstellungen auch deaktivierbar.) Jeder Schritt des Debuggings kann entweder über das Menü oder einfacher, mit F11 vorgenommen werden. Breakpoints können im Stylesheet einfach mit F9 (natürlich auch über das Menü) an der Cursorposition gesetzt werden. Eine Liste gesetzter Breakpoints ist in einem separaten Fenster abrufbar, wo sie auch deaktiviert oder gelöscht werden können.

XMLSpy 2008 – Schema view

Abbildung: XMLSpy 2008 – Schema view

Erwähnenswert ist die Möglichkeit, XMLSpy in der Visual Studio .NET-Edition in Microsofts Visual Studio .NET zu integrieren. Alle Features von XMLSpy sind damit aus Visual Studio direkt nutzbar.

Unterstützung von XSLT 2.0/XPath 2.0

XML Spy 2008 unterstützt XSLT 2.0, XPath 2.0 und XQuery 1.0 im vollen Umfang der aktuellen Spezifikation, wobei, dank des integrierten Altova XSLT-Prozessors auch jederzeit eine schema-orientierte Verarbeitung möglich ist. Dennoch ist nach wie vor die Einbindung eines alternativen, externen Prozessors möglich, wobei die aktuelle Version 9.0.0.1 von Saxon derzeit die erste Wahl sein wird.

Hinweis

Für Debugging-Zwecke wird stets der eingebaute XSLT-Prozessor von Altova verwendet! Die Einbindung des externen Prozessors wird über das Menü Extras | Optionen | XSL angewählt. Hierbei ist im entsprechenden Feld die Kommandozeilen-Instruktion für die verwendete Java-Klasse von Saxon, net.sf.saxon.transform, einzugeben. Voraussetzung ist, dass JDK 1.4 installiert und die Saxon-Klassen (saxon9.jar) korrekt im Java Class-Path eingetragen sind.

XMLSpy erwartet in dieser Zeile drei Parameter (%1, %2, %3) für Quell-, Ergebnis- und Stylesheet-Dokument, wobei nur der Stylesheet-Parameter %3 optional ist. Die Dateiendung für das Ergebnisdokument sollte dabei auf .xml gesetzt werden (Default ist .html), sofern Sie nicht wirklich HTML-Dokumente erzeugen möchten. Ansonsten wird in einer HTML-Ansicht lediglich der Tag-Inhalt gezeigt.

XMLSpy 2008 – externer XSLT-Prozessor: Konfiguration

Abbildung: XMLSpy 2008 – externer XSLT-Prozessor: Konfiguration

Problem und Lösung

Da Saxon per Default keine Übergabe eines Dateinamens für das Ergebnisdokument erwartet, muss für eine funktionierende Einbindung folgender kleiner Umweg genommen werden:

java net.sf.saxon.Transform -o %2%1%3

Hierbei wird Saxons Kommandozeilenoption -o verwendet, um den folgenden, zwangsläufig zu übergebenden Wert %2 als Dateinamen für das Ergebnisdokument zu kennzeichnen. (Ein Weglassen des Parameters %2 lässt XMLSpy nicht zu.) Anschließend erscheint das Transformationsergebnis wie erwartet im Ausgabefenster.

Fazit

Wenn Sie ein Programmpaket wünschen, das einfach alles, was in irgendeiner Relation zu XML und XSLT steht, beherrscht und obendrein in verschiedenste Richtungen erweiterbar ist, dann ist XMLSpy 2008 eine gute Wahl. Das Programm belohnt die nicht unerhebliche Einarbeitungszeit mit einer strukturierten Arbeitsumgebung, die allen Aufgaben gerecht wird. Der Funktionsreichtum lässt sich am Umfang des sehr ausführlichen (deutsch- und englischsprachigen) Handbuchs ermessen, das in einer Online-Version vorliegt und fast 900 gedruckten Seiten entspricht.

Entwickler, die Webservice-Unterstützung benötigen oder SOAP-Entwicklung betreiben, müssen zur Enterprise Edition greifen, für alle anderen ist die Professional Edition die geeignete Wahl.

Programmdaten

  • Download/Herstellerkontakt: www.altova.com
  • Entwickler: Altova GmbH, Wien
  • Plattform: Microsoft Windows (2000, XP, Vista)
  • XSLT-Prozessor(en): Altova, MSXML
  • Externe Prozessoren: global als Option einbindbar, dann ohne Debugging
  • Sprachversionen: Deutsch/Englisch
  • Manual/Hilfe: Englisch, sehr ausführlich
  • Status: kommerziell, Evaluationsversionen verfügbar

  

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Tipp der data2type-Redaktion:
Zum Thema XSLT bieten wir auch folgende Schulungen zur Vertiefung und professionellen Fortbildung an:

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