Das Vermächtnis von SGML

(Auszug aus "XML in a Nutshell" von Elliotte Rusty Harold & W. Scott Means)

XML ist eine vereinfachte Form der Standard Generalized Markup Language (SGML). Die Sprache, die heute unter der Bezeichnung SGML bekannt ist, wurde in den 1970er Jahren von Charles F. Goldfarb, Ed Mosher und Ray Lorie bei IBM erfunden und von vielen Leuten in der ganzen Welt weiterentwickelt, bis man sie im Jahr 1989 als ISO-Standard 8879 annahm. SGML sollte viele der Probleme in ähnlicher Weise lösen, wie XML dies tut. Es war und ist eine semantische und strukturelle Markup-Sprache für Textdokumente. SGML ist außerordentlich leistungsfähig und hat beim US-Militär, in der US-Regierung, im Raumfahrtsektor und in anderen Bereichen, die Methoden benötigen, um effektiv technische Dokumente zu verwalten, die Zehntausende von Seiten lang sind, bereits beträchtliche Erfolge erzielt.

Der größte Erfolg von SGML war HTML, das einfach eine SGML-Anwendung war und ist. Es erreicht bei weitem nicht die Leistungsfähigkeit von SGML selbst. Mit SGML wurden noch viele weitere Dokumentformate definiert, einschließlich DocBook und TEI, mit denen wir uns in Kürze befassen.

Allerdings ist SGML kompliziert – sehr, sehr kompliziert. Die offizielle SGML-Spezifikation umfasst mehr als 150 sehr technisch gehaltene Seiten. Sie behandelt viele Spezialfälle und unwahrscheinliche Szenarien. SGML ist so komplex, dass fast kein Software-Programm es jemals vollständig implementiert hat. Programme, die verschiedene Teilmengen von SGML implementieren oder darauf zurückgreifen, sind oft inkompatibel. Besondere Funktionen, die von einem Programm als unverzichtbar angesehen werden, gelten im nächsten Programm nur zu oft als überflüssig und werden daher weggelassen. Trotzdem hat die Erfahrung mit SGML Entwickler eine Menge über Entwurf, Implementierung und Einsatz von Markup-Sprachen für viele unterschiedliche Dokumente gelehrt. Ein Großteil dieses allgemeinen Wissens lässt sich ebenfalls auf XML anwenden.

Es sollte nun klar sein, dass XML-Dokumente nicht nur im Web benutzt werden. XML kann die Publishing-Anforderungen einer Vielzahl von Medien befriedigen. Dies schließt Bücher, Magazine, Zeitschriften, Zeitungen und Flugblätter ein. XML bietet sich vor allem dann an, wenn Sie dieselbe Information in verschiedenen dieser Formate veröffentlichen müssen. Indem Sie verschiedene Stylesheets auf das gleiche Quelldokument anwenden, können Sie Webseiten, Handzettel, druckfertige Kopien und vieles mehr erstellen.

  

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