Zusammenfassung

Vergleicht man WordML mit anderen Auszeichnungssprachen, die Formatierern als Eingangsformat dienen, wie dies beispielsweise bei XSL-FO der Fall ist, so fällt vor allem der unterschiedliche Aufbau der Struktur auf.

Während XSL-FO Rekursionen kennt und diese in der Praxis oft eingesetzt werden, sind diese in WordML unbekannt. Rekursionen dienen zwei Konzepten, die sich in XML-Layoutstrukturen bewährt haben. Zum einen kann hierdurch eine Vererbung ermöglicht werden. Als Beispiel könnte man inzeilige HTML-Elemente nennen, die ineinander geschachtelt werden können. Die folgenden Tags würden einen kursiven und unterstrichenen Text erzeugen:

<i>
  <u>
    kursiv und unterstrichen
  </u>
</i>

Dieses Prinzip ermöglicht es, ganze Textpassagen mit einem Element auszuzeichnen und diese dann anders zu formatieren.

Zum anderen kann hierdurch die Anzahl der notwendigen Elemente reduziert werden, da z.B. kein Element benötigt wird, das eine kursive Stellung und Unterstreichung gleichzeitig erzeugt.

WordML hingegen kennt diese Art von Vererbung, wie wir gesehen haben, nicht. Alle Formatierungseigenschaften sind Bestandteile von Absatzformatvorlagen, inzeiligen Formatvorlagen oder direkter Formatierung. Zwischen diesen drei Formatierungsmöglichkeiten existiert eine Vererbung in der Form, dass direkte Formatierung die inzeiligen Formatvorlagen und diese wiederum die Absatzformatvorlagen überschreiben können, wenn Formatierungseigenschaften, die sich untereinander widersprechen, aufeinandertreffen.

Diese Unterschiede in der Vererbung und Dinge wie die sehr eigenwillige Listenstruktur und der flache Aufbau von WordML sind deshalb von Bedeutung, weil sie erklären, warum Microsoft sich für diese Struktur entschieden hat, die mit ungeschriebenen Prinzipien von XML-Layoutstrukturen bricht.

Es ist anzunehmen, dass WordML eine Umsetzung des bisherigen Speicherformats doc in XML ist. Da Word entwickelt wurde, als noch primär prozedural programmiert wurde und Dinge wie Vererbung sicherlich keine Rolle spielten, dürfte es durchaus wahrscheinlich sein, dass das verschlüsselte Speicherformat doc ebenfalls auf diese Bedürfnisse hin abgestimmt wurde.

Trotz des eigenwilligen Konzeptes von WordML kann man nicht umhin, WordML als Fortschritt zu bezeichnen. Die im Anwendungsteil dieses Buches vorgestellten Szenarien wären ohne WordML so nicht realisierbar.

 

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