Anmerkungen und Fußnoten in XHTML

(Auszug aus "E-Books mit ePUB ─ Von Word zum E-Book mit XML" von Dr. Victor Wang)

Eine Anmerkung enthält im weitesten Sinne zusätzlichen Text, der auf eine bestimmte Textstelle Bezug nimmt. Die geläufigste Erscheinungsart in gedruckten Werken ist die der Fußnote oder auch Endnote: Per Referenzzeichen im Text wird auf den zusätzlichen Text verwiesen, der dann im Fall der Fußnote am Seitenende bzw. im Fall der Endnote am Ende des Dokuments steht. Sonderfälle von anmerkungsähnlichen Referenzen sind weiterhin Marginal-Informationen, die den zusätzlichen Text für unterschiedliche Zwecke in die Marginalspalte direkt an der betroffenen Textstelle schreiben. Ein Referenzzeichen ist in diesem Fall nicht nötig. Auch Quellen- oder Literaturangaben können im weitesten Sinne eine ähnliche Funktion haben, beispielsweise wird ein im Text zitiertes Werk im Literaturverzeichnis ausführlich aufgeführt. Die Beispiele zeigen, dass im Konzept der Anmerkungen meist auch eine Verweislogik enthalten ist.

Die beiden hier im Mittelpunkt stehenden OPS-Vokabulare XHTML und DTBook gehen sehr unterschiedlich mit diesem Problem der Anmerkungen um. XHTML als reiner Onlinestandard enthält keine konkreten Elemente für Fußnoten oder Anmerkungen. Jede entsprechende Umsetzung muss daher in XHTML als eigene festzulegende Verweis-Ziel-Struktur angelegt werden.

DTBook hingegen bietet aufgrund seiner sehr viel stärkeren Orientierung am Aufbau des gedruckten Buches folgende stellenweise schwer abzugrenzenden Möglichkeiten an: Anmerkungen (<note>/<noteref>), Annotationen (<annotation>/<annoref>), Erstellungshinweise/Quellenangaben (<prodnote>) sowie Zusatzinformationen (<sidebar>).

Bevor wir diese nur in DTBook verfügbaren Möglichkeiten genauer ansehen, betrachten wir die konzeptionellen Alternativkonzepte, wie Print-Fußnoten im elektronischen Buch umgesetzt werden können. Es bestehen die folgenden grundsätzlichen Möglichkeiten:

  1. Darstellung des Fußnotentextes als Block sowie Erhalten des Referenzzeichens. Eine mögliche Ausgabeposition des Fußnotentextes ist a) am Ende des aktuellen Absatzes, b) am Ende des Dokuments, c) am Ende der Publikation beispielsweise in einem Anhang.

  2. Darstellung des Fußnotentextes als Inline-Inhalt direkt an der Stelle des Referenzzeichens.

  3. Darstellung des Fußnotentextes als Inline-Inhalt, der jedoch vom übrigen Text umflossen wird. Für diese Variante ist ein entsprechendes Stylesheet notwendig.

Die Lösungsansätze 2 bzw. 3 kommen sicherlich nur dann in Betracht, wenn die Anzahl der Fußnoten überschaubar und die Menge des Fußnotentextes gering sind. Ist dies nicht der Fall, so dürfte sich nur Lösungsansatz 1 anbieten.

Betrachten wir für den 1. Lösungsansatz das folgende Beispiel:

<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd">
<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de">
  <head>
    <title>Anmerkungen und Fußnoten XHTML</title>
  </head>
  <body>
    <div class="Gliederungsebene">
      <h1>Beispiel 2: Block-Fußnote mit Rücklink</h1>
      <p><strong>Fußnotentext als Block separat von Fußnotenreferenz mit Rücklink</strong>:</p>
      <p>Im Jahre 1863 hat ein Engländer W. Watkiss Lloyd dem Moses von Michelangelo ein kleines Büchlein gewidmet <a class="footnote" href="#fn-11" id="fnpos-11">[11]</a>. Als es mir gelang, dieser Schrift von 46 Seiten habhaft zu werden, nahm ich ihren Inhalt mit gemischten Empfindungen zur Kenntnis. Es war eine Gelegenheit, wieder an der eigenen Person zu erfahren, was für unwürdige infantile Motive zu unserer Arbeit im Dienste einer großen Sache beizutragen pflegen. Ich bedauerte, dass Lloyd so vieles vorweggenommen hatte, was mir als Ergebnis meiner eigenen Bemühung wertvoll war, und erst in zweiter Instanz konnte ich mich über die unerwartete Bestätigung freuen. An einem entscheidenden Punkte trennen sich allerdings unsere Wege.</p>
      <p class="Quelle">Quelle: <cite>Sigmund Freud: Der Moses des Michelangelo, in: Imago. Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften III (1914). S. 15–36.</cite> (Text zitiert nach dem Gutenberg-Projekt)</p>
      <hr/>
      <p><a id="fn-11" href="#fnpos-11" class="footnote-text">[11]</a> <cite>W. Watkiss Lloyd, The Moses of Michelangelo. London, Williams and Norgate, 1863</cite>.</p>    
    </div>
  </body>
</html> 

Code-Beispiel: Block-Fußnote in XHTML

Block-Fußnote (Adobe Digital Editions)

Block-Fußnote (iBooks)

Abbildungen: Block-Fußnote (Adobe Digital Editions bzw. iBooks)

 

Der 2. Lösungsansatz setzt den Fußnotentext im Beispiel in Klammern an die Stelle des Referenzzeichens, dessen Ausgabe hier nur zwecks Zitierbarkeit erhalten bleibt. Die Fußnote wird in ein eigenes Inline-Element <span> gesetzt:

<?xml version="1.0" encoding="UTF-8"?>
<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD XHTML 1.0 Strict//EN" "http://www.w3.org/TR/xhtml1/DTD/xhtml1-strict.dtd">
<html xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xml:lang="de">
  <head>
    <title>Anmerkungen und Fußnoten XHTML</title>
  </head>
  <body>
    <div class="Gliederungsebene">
      <h1>Beispiel 3: Inline-Fußnote</h1>
      <p><strong>Fußnotentext wird am Ort der Fußnotenreferenz inline eingebunden</strong>:</p>
      <p>Im Jahre 1863 hat ein Engländer W. Watkiss Lloyd dem Moses von Michelangelo ein kleines Büchlein gewidmet <span class="inline-footnote">([12] <cite>W. Watkiss Lloyd, The Moses of Michelangelo. London, Williams and Norgate, 1863</cite>)</span>. Als es mir gelang, dieser Schrift von 46 Seiten habhaft zu werden, nahm ich ihren Inhalt mit gemischten Empfindungen zur Kenntnis. Es war eine Gelegenheit, wieder an der eigenen Person zu erfahren, was für unwürdige infantile Motive zu unserer Arbeit im Dienste einer großen Sache beizutragen pflegen. Ich bedauerte, dass Lloyd so vieles vorweggenommen hatte, was mir als Ergebnis meiner eigenen Bemühung wertvoll war, und erst in zweiter Instanz konnte ich mich über die unerwartete Bestätigung freuen. An einem entscheidenden Punkte trennen sich allerdings unsere Wege.</p>
      <p class="Quelle">Quelle: <cite>Sigmund Freud: Der Moses des Michelangelo, in: Imago. Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften III (1914). S. 15–36</cite> (Text zitiert nach dem Gutenberg-Projekt)</p>
    </div>
  </body>
</html> 

Code-Beispiel: Inline-Fußnote in XHTML

Inline-Fußnote (Adobe Digital Editions)

Inline-Fußnote (iBooks)

Abbildungen: Inline-Fußnote (Adobe Digital Editions bzw. iBooks)

 

Für die 3. Darstellungsart soll die Fußnote nun rechts außen umflossen werden. Dazu verzichten wir auf die Generierung der beiden Klammern im obigen Code-Beispiel.

Es genügt dann, das CSS-Stylesheet wie folgt um eine Klassenformatierung zu erweitern. Im folgenden Beispiel soll der Fußnotentext etwas verkleinert werden, 30% der Breite, und einen rechts offenen Rahmen erhalten:

span.inline-footnote {
   float: right;
   clear: right;
   width: 30%;
   font-size: 0.85em;
   padding: 0.5em 0 0.5em 0.5em;
   margin: 0.5em 0 0.25em 1em;
   border-top: 2px solid #999;
   border-left: 2px solid #999;
   border-bottom: 2px solid #999
   } 

Code-Beispiel: CSS-Stylesheet für eine umflossene Inline-Fußnote

Umflossene Inline-Fußnote (Adobe Digital Editions)

Umflossene Inline-Fußnote (iBooks)

Abbildungen: Umflossene Inline-Fußnote (Adobe Digital Editions bzw. iBooks)

   

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