Darstellungsprobleme von Tabellen

(Auszug aus "E-Books mit ePUB ─ Von Word zum E-Book mit XML" von Dr. Victor Wang)

Rein technisch ist das beschriebene Tabellenmodell ausreichend, um jede denkbare Tabelle zu strukturieren. Große Tabellen mit vielen Spalten oder Zeilen führen zu einer umfangreichen XML-Struktur, die sich auf die Geschwindigkeit bei der Bearbeitung im XML-Editor und der Verarbeitung bei folgenden Konvertierungsschritten auswirken kann. Eine Grenze wird jedoch im Moment bei der Darstellung in den Readern bzw. Lesegeräten erreicht, die häufig noch nicht über brauchbare Scroll-/Zoomfunktionen verfügen:

  • Spalten werden rechts abgeschnitten.

  • Tabellenköpfe und -füße werden nicht wiederholt.

  • Zu große Tabellen werden nicht mehr vollständig dargestellt.

  • Zu viel Inhalt in einer Tabellenzelle führt zu hässlichem Tabellenlayout.

Auch wenn dies vermutlich ein temporäres Problem ist und damit zu rechnen ist, dass künftige Reader- und Gerätegenerationen hier verbesserte Anzeigekonzepte verwenden werden, so macht es dennoch Sinn, sich konzeptionelle Wege zu überlegen, solche Tabellen für eine E-Book-Aufbereitung zu optimieren.

Ein solcher Optimierungsansatz ist das zeilenweise Stürzen von Tabelleninhalten. Betrachten wir die folgende Tabelle, die 13 Spalten hat:

Vielspaltige Tabelle

Abbildung: Vielspaltige Tabelle, Index von Ackerlandvögeln (Auszug nach Eurostat)

Natürlich lässt sich die Tabelle sofort in das Tabellenmodell wandeln, aber viele Reader haben mit den vielen Spalten Schwierigkeiten. Bei normaler und mittlerer Schriftgröße werden Spalten rechts abgeschnitten.

Immerhin ist diese Tabelle bei kleinster Schriftgröße und ggf. Fenstervergrößerung im Softwarereader noch handhabbar. Bei einem E-Book-Lesegerät, das eine feste Displaygröße hat, ist jedoch definitiv eine Grenze erreicht.

Tabelle mit vielen Spalten (Adobe Digital Editions)

Tabelle mit vielen Spalten (iBooks)

Abbildungen: Tabelle mit vielen Spalten - mittlere Schriftverkleinerung (Adobe Digital Editions bzw. iBooks)

Doch nun zum eigentlichen Optimierungsansatz: Die Idee besteht darin, die Tabelleneinträge zeilenweise zu verarbeiten:

  • Pro Zeile wird eine Gliederungsebene eingeführt, die auch im Navigationsbau sichtbar ist. Die Überschrift einer solchen Ebene ist natürlicherweise der Inhalt der ersten Spalte, die eine Art "Zeilenüberschrift" darstellt.

  • Die einzelnen Zellenwerte der Zeile werden nun "gestürzt" und ihnen wird die zugehörige Spaltenüberschrift zugeordnet. Die Spaltenüberschriften der Ursprungstabelle werden somit zu einer neuen Spalte 1, die Zellenwerte zu einer neuen Spalte 2.

Betrachten wir das Ergebnis für die erste echte Wertezeile (also Zeile 2 der Ursprungstabelle) (siehe untenstehende Abbildungen).

Im Ergebnis haben wir somit erreicht:

  • Auflösung der zahlreichen Spalten zugunsten einer einfachen gestürzten Tabelle

  • Dateigröße der einzelnen Tabelle ist deutlich reduziert.

  • Gewinn einer Gliederung innerhalb der Navigation

  • Ausgehend von der sauberen Struktur der Ausgangstabelle ist der Konvertierungsprozess des Stürzens vollautomatisch möglich.

Ergebnis der gestürzten Tabelle (Adobe Digital Editions)

Ergebnis der gestürzten Tabelle (iBooks)

Abbildungen: Ergebnis der gestürzten Tabelle (Adobe Digital Editions bzw. iBooks)

Zum Abschluss ein Überblick über mögliche Behandlungen von Tabellen:

Tabelle Erste Spalte Spaltenzahl Zelleninhalte Vorschlag
Regelmäßig oder mit Überspannungen Egal < 6–8 Geringer Umfang, keine Grafiken Normale HTML-Tabelle
Regelmäßig oder mit Überspannungen mit Grafiken Egal < 6–8 Geringer Umfang, mit Grafiken Tabelle als Grafik
Regelmäßig, ohne Überspannungen Semantische Zeilenüberschrift > 6–8 egal Tabelle stürzen (per Automat)
Mit Überspannungen Egal > 6–8 egal Tabelle stürzen (teilweise manuell); alternativ: Tabelle als Grafik

Diese Regeln können nur als Anhaltspunkt dienen, im Einzelfall muss die jeweilige Tabelle individuell bewertet und behandelt werden.

   

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