Topicbasierte Informationserstellung mit DITA

(Auszug aus "DITA - Der neue Standard für Technische Dokumentation" von Johannes Hentrich)

Wenn man die zahlreichen Artikel zu DITA durchstöbert, so scheint es, als wäre mit DITA die topicbasierte, das heißt modularisierte Informationserstellung zwar nicht gerade neu erfunden, so doch aber auf eine neue Stufe gehoben worden. Tatsächlich ist die modulare Erstellung von Technischer Dokumentation schon seit Langem in der Praxis eingeführt. Der methodische Ansatz, wie die Modularisierung vorzunehmen ist, mag sich zwar in einigen Punkten unterscheiden, jedoch erhält man als Ergebnis stets Module oder Topics, die in sich abgeschlossene Informationseinheiten bilden. DITA bildet da keine Ausnahme.

In DITA werden verschiedene Topicarten definiert, deren Inhalte von dem jeweiligen Typ abhängen. Standardmäßig stellt DITA die folgenden Topictypen zur Verfügung:

  • Generisches Topic, als Container für topicbasierte Informationen.
  • Aufgabe, für Handlungsanweisungen.
  • Konzept, um Konzepte und Prinzipien zu erläutern.
  • Referenz, für die Erstellung von Referenzinformationen.
  • Glossar, für Glossareinträge.

Jeder Topictyp ist durch seinen eigenen Satz an Elementen gekennzeichnet. Betrachtet man sich die Struktur der einzelnen Topictypen jedoch genauer, so ist zu erkennen, dass dort tatsächlich kaum Strukturvorgaben gemacht werden. Am augenscheinlichsten ist dies beim Topictyp „Konzept“ zu erkennen. So wird zwar in der Sprachspezifikation von DITA angegeben, dass im Topictyp „Konzept“ Fragen wie „Was ist ...?“ zu beantworten sind, jedoch wird der Technische Redakteur mit diesem Wissen dann allein gelassen.

In der Praxis benötigt ein Technischer Redakteur daher weitere Unterstützung, um Topics in konsistenter und für die Nutzer in einer hilfreichen Form produzieren zu können. Hier helfen dann Strukturierungsmethoden wie Information Mapping™ und Funktionsdesign weiter. Dass eine DTD allein nicht ausreicht, auch wenn die DTD eine Topicstruktur widerspiegelt, ist auch beim Standard S1000D zu erkennen. Hier werden zusätzlich zu den DTDs zahlreiche Vorgaben gemacht, wie Texte zu formulieren oder Bilder zu gestalten sind. Damit ist der Technische Redakteur dann in der Lage, die DTDs sinnvoll zu nutzen.

Die wenig enge Bindung der Topictypen an Strukturen kann also durch die Anwendung von Strukturierungsmethoden kompensiert werden. Auf der anderen Seite bietet sich der Vorteil, dass die Topictypen flexibel ergänzt und erweitert werden können. Damit kann DITA in zahlreichen Gebieten eingesetzt werden, in denen Informationen in irgendeiner Weise modular vorliegen. Es lassen sich dann auch Einsatzgebiete außerhalb der Technischen Dokumentation denken, wie zum Beispiel der Einsatz im Geschäftsbereich, wo Geschäftsbriefe, Verträge und Rechnungen in DITA-Topics erfasst werden könnten.

Obwohl Topics aufgrund von DITA in aller Munde sind und das Konzept hinter Topic einfach zu begreifen ist, also, dass auf eine Frage eine Antwort gegeben werden soll, bereitet den Technischen Redakteuren die Produktion von Topics dennoch oftmals große Schwierigkeiten. Der Grund ist hier in dem Buchparadigma zu suchen, das beim Verfassen von Texten immer noch allgegenwärtig ist. Das Buchparadigma bestimmt nicht nur, wie Texte geschrieben und organisiert, sondern auch wie die Informationen für ein bestimmtes Layout gestaltet werden sollen. Inhalte für Topics zu verfassen hingegen bedeutet, sich von dem Buchparadigma zu lösen und kontextfreie und vom Ausgabemedium unabhängige Informationen zu erstellen.

Von der DITA Version 1.0 kann behauptet werden, dass hier das Buchparadigma praktisch keinen Eingang gefunden hat. Für Topics wurden zahlreiche Strukturen, wie zum Beispiel Navigations- oder Zugriffsmechanismen, zur Verfügung gestellt, damit Topics unabhängig voneineinder existieren können. Die DITA Version 1.0 bot quasi Topics in Reinkultur.

Dieser Zustand hielt nicht lange an und mit der Version 1.1 öffnete sich DITA dem Buchparadigma. Es kamen nicht nur zahleiche Elemente hinzu, um überhaupt Bücher produzieren zu können, sondern DITA wurde auch dahingehend erweitert, um die in Büchern häufig anzutreffenden Übergangstexte zu ermöglichen. Das kontextfreie Topic ging damit verloren.

Dennoch ist und bleibt das Topic in DITA die Informtationsstruktur, mit der Inhalte erfasst werden. In Topics zu denken und gute Topics zu schreiben, bleibt daher die wichtigste Aufgabe, die ein Technischer Redakteur zu bewältigen hat, wenn er mit DITA arbeiten will.

  

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