Zielsetzung bei der Entwicklung von DITA

(Auszug aus "DITA - Der neue Standard für Technische Dokumentation" von Johannes Hentrich)

DITA wurde bei IBM nicht am grünen Tisch entwickelt, sondern aus der Notwendigkeit heraus, den wachsenden Anforderungen bei der Bereitstellung von Informationen für die unterschiedlichsten Zielgruppen sowie für die unterschiedlichsten Medien und Formate gerecht zu werden. Zwar stellt das gedruckte Handbuch nach wie vor ein wesentliches Element in der Technischen Dokumentation dar, jedoch wächst die Anzahl der Medien ständig, in denen Informationen unabhängig von Büchern vermittelt werden müssen. Informationen, die dem Buchparadigma genügen, sind oftmals wenig geeignet für Medien, die nicht auf dieses Paradigma zurückgreifen, wie das zum Beispiel bei Online-Hilfen oder Websites der Fall ist.

Neben einer „paradigmenfreien“ Lösung war das vorrangige Ziel, eine Informationsarchitektur zu entwickeln, die es zulässt, die passenden Informationen zur passenden Zeit, im richtigen Format und für die richtige Person bereitstellen zu können. Damit soll ermöglicht werden, dass der Nutzer nur die Informationen erhält, die er auch wirklich benötigt. Dieser Ansatz wird häufig als Trend hin zum Minimalismus bezeichnet.

Zudem sollte eine äußerst flexible Informationsarchitektur bereitgestellt werden, die es ermöglicht, schnell Erweiterungen und Ergänzungen vornehmen zu können. Gerade die bei XML- beziehungsweise SGML-basierter Dokumentation häufig in der Praxis anzutreffende Schwierigkeit, die zugrunde liegenden Strukturen, das heißt die DTDs (Document Type Definitions), gegenüber neuen Anforderungen schnell anpassen zu können, sollte überwunden werden.

Auf der anderen Seite sollte die Informationsarchitektur aber auch nicht zu komplex sein, sondern bereits einige Informationsstrukturen zur Verfügung stellen, die sofort in der Praxis eingesetzt werden können.

Unter Berücksichtigung der allgemeinen Vorgaben wurde die Entwicklung von DITA insbesondere durch folgende Prinzipien geleitet:

  • Verwendung bekannter Technologien: Um die Lernkurve möglichst niedrig zu halten und Technischen Redakteuren die Möglichkeit zu bieten, schnell mit der Produktion beginnen zu können, sollte die Informationsarchitektur Technologien verwenden, wie sie in der Technischen Dokumentation bereits bekannt sind und angewendet werden. Daher entschied man sich beim Datenformat für XML und bei den Basiselementen für Elementnamen, wie sie beispielsweise bereits aus HTML bekannt sind. „Verwendung bekannter Technologien“ befasst sich ausführlich mit der Thematik, welche Vorteile der Einsatz von XML in der Technischen Dokumentation mit sich bringt. Andererseits zeigt es auch die Schwierigkeiten auf, die der Einsatz von Technologien wie SGML oder XML mit sich bringt.
  • Topicbasierte Informationserstellung: Abgeschlossene Informationseinheiten, so genannte Topics, die einen bestimmten Gegenstand vollständig abhandeln, sind bei DITA die zentrale Informationsstruktur zur Erfassung von Informationen. Topics besitzen selbst keine hierarchische Struktur, sondern werden in DITA über so genannte Maps organisiert. Topics können mit Maps beliebig zusammengestellt und kombiniert werden. Erst mit der Zusammenstellung der Topics in Maps entsteht das eigentliche „Dokument“, sei es ein Buch oder eine Online-Hilfe. In „Topicbasierte Informationserstellung“ wird die Motivation untersucht, warum Informationen in der Technischen Dokumentation häufig am besten in Informationseinheiten verpackt werden, die in sich abgeschlossen, das heißt kontextlos sein sollen. Dieses Kapitel liefert auch einen Vergleich von weiteren, in der Technischen Dokumentation häufig verwendeten Strukturierungsmethoden, deren Grundlagen Topics oder modulare Einheiten darstellen. Zu nennen ist hier zum Beispiel das Informationen Mapping™ oder das Funktionsdesign.
  • Wiederverwendung von Inhalten: Es sollte eine Informationsstruktur entwickelt werden, die die Wiederverwendung von Inhalten maximal unterstützt. Aus dem topicorientierten Ansatz ergibt sich die Möglichkeit der einfachen Wiederverwendung von Topics zwangsläufig, da diese für unterschiedliche Kontexte zusammengestellt werden können. Daneben soll es die Informationsarchitektur erlauben, einzelne Inhalte beziehungsweise Elemente aus Topics wiederverwenden zu können. Ebenso können Maps oder Teile einer Map wiederverwendet werden. „Wiederverwendung von Informationen“ befasst sich ausführlich mit der in der Technischen Dokumentation allgegenwärtigen Thematik/Problematik, wie Inhalte für unterschiedliche Zielgruppen, Produktversionen und Ausgabemedien wiederverwendet werden können.
  • Flexible Erweiterbarkeit: Die Informationsarchitektur soll es ermöglichen, auf allen Ebenen erweiterbar zu sein. So sollen bereits vorhandene Informationsstrukturen wie Topics oder Maps verfeinert und weiterentwickelt werden können, wobei jedoch die Beziehung zu den ursprünglichen Informationsstrukturen erhalten bleiben soll. Ebenso sollte eine Erweiterung der semantischen Auszeichnungen möglich sein, das heißt, das „Vokabular“ entsprechend der eingesetzten Thematik erweitern zu können. Und zu guter Letzt sollte auch auf der Ebene der Verarbeitung der XML-Dateien eine Erweiterungsmöglichkeit bestehen. In „Flexible Erweiterung“ wird das in DITA verwendete Konzept der Spezialisierung, welches die geforderte flexible Erweiterbarkeit ermöglicht, vorgestellt. Es werden sowohl die Möglichkeiten, aber auch die Einschränkungen, die hinter dem Konzept stehen, untersucht.
  • Verarbeitung von Inhalten: Die Informationsarchitektur soll es ermöglichen, die Inhalte nach bestimmten Eigenschaften, wie zum Beispiel Zielgruppe oder Produktvariante, filtern zu können. Auch soll es möglich sein, bestimmte Revisionsstände zu kennzeichnen. Das Filtern und das Kennzeichnen von Inhalten bei der Verarbeitung der XML-Dateien wird in DITA als bedingte Verarbeitung bezeichnet. Um Inhalte bedingt verarbeiten zu können, muss die Informationsarchitektur mit zahlreichen Meta-Daten ausgestattet sein, damit sowohl ein Filtermechanismus als auch ein Kennzeichnen der Inhalte möglich ist. In „Verarbeitung von Informationen“ wird untersucht, wie Inhalte in DITA verarbeitet werden und wie über Meta-Daten die Verarbeitung von Inhalten gesteuert werden kann. Zudem wird gezeigt, dass DITA mit dem Begriff „Meta-Daten“ sehr großzügig umgeht und nicht nur Meta-Daten zur Verarbeitung von Inhalten kennt, sondern auch Meta-Daten zur Verwaltung von Daten. Diese Art von Meta-Daten kann durch externe Systeme, wie Content-Management-Systeme, verarbeitet werden.

  

  

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